Alkoholfreier Wein und Sekt

Alkoholfreier Wein und Sekt

„Guter Wein braucht keinen Alkohol“, behauptet eine Anzeige, die regelmäßig in meiner Facebook-Timeline erscheint. Immer häufiger werden mir auch Anzeigen von Winzern und Weinhändlern ausgespielt, die Genuss ohne Promille versprechen. „Sober & Sexy“ (Bähr Wein), „Sparkling Deserteur – der beste Grund auf Alkohol zu verzichten!“ (Weingut Bobo Runge) oder „Schmeckt wie ein Riesling mit Alkohol“ (Kolonne Null), heißt es da. Aber stimmt das auch?

Alkoholfrei zu trinken wird immer populärer, nicht nur bei Bier, Gin und anderen Spirituosen. Auch außerhalb des „Dry January“, den immer mehr Menschen nach den Weihnachtsfeiertagen einläuten, ist das grundsätzlich empfehlenswert für unsere Gesundheit. Ich wünsche mir ja auch oft den Genuss ohne Reue, also ein sensorisches Weinerlebnis ohne die Nebenwirkungen des 11-14%igen Alkoholanteils. Die Frage ist, gibt es das ohne den „Sprit“ im Rebensaft?

Wie entsteht alkoholfreier Wein?

  1. Ausgangsbasis Saft
    Ein Trauben-, Apfel- oder anderer Obstsaft wird mit zusätzlichen Aromen wie Tee, Gewürzen oder anderen Aromastoffen angereichert. Sollen alkoholfreie „Bubbles“ entstehen, wird der aromatisierte Saft noch mit Kohlensäure versetzt. Alkoholfreier Spritz, Wein oder Sekt darf sich dieses Produkt allerdings nicht nennen, der Begriff ist nur für Produkte erlaubt, die aus Grundwein gemacht wurden und unter 0,5 % Alkohol haben.
  2. Ausgangsbasis Wein
    Ein Grundwein, bevorzugt aus aromatischen Sorten wie Muskateller, Sauvignon und Riesling, wird entalkoholisiert. Das gängigste Verfahren ist die Vakuumdestillation, bei der dem Wein über Hitze und Druck der Alkohol entzogen wird. Leider verflüchtigen sich mit dem Alkohol dann auch einige Aromen, die man jedoch hinterher wieder aufwendig zuführen kann. Auch wenn der entalkoholisierte Wein dann noch „abgeschmeckt“ und in seinem ZuckerSäure-Verhältnis ausbalanciert wird, verändern diese Verfahren und vor allem der fehlende Alkohol den Geschmack und Körper des Weins.

Die Süddeutsche Zeitung spendierte dem Thema „alkoholfreier Wein“ kürzlich einen sehr ausführlichen Artikel mit einer recht umfassenden Übersicht der Winzer und Angebote auf dem Markt sowie Zahlen, Daten und Fakten (Link aus meinem Online-Abo): Link

SZ Artikel der Auswahl ohne Alkohol

Mein persönlicher Test

Alkoholfreie Weinbeispiele
Wein und Sekt 0 % mit Aperol und Gin

In den letzten zwei Jahren habe ich mich durch die schnell wachsende Auswahl an alkoholfreien Weinen in den Vinotheken meines Vertrauens, u.a. bei Garibaldi, probiert und auch ein paarmal welchen online bestellt und verkostet. Meine Erfahrung war durchweg: Gut gekühlt schmeckt das erste Glas oft frisch, fruchtig und macht durchaus Lust auf mehr. Ab dem zweiten Glas setzt sich die Süße oder auch eine irgendwie chemische Note durch, die – wie ich aus dem SZ-Artikel erfuhr – als „Kochton“ bezeichnet wird.

Das Viino – Fazit

Wenn man vom Weingenuss kommt, wird einem vermutlich immer etwas Wesentliches an der 0%-Variante fehlen. So betonen die Erzeuger alkoholfreier Weine wie auch die großen Vermarkter und Verbände regelmäßig, dass dies eine eigene Produktkategorie für eine andere Zielgruppe ist als Wein. Menschen, die Wein normal nicht mögen oder trinken dürfen, seien oft angenehm überrascht, wie gut der alkoholfreie Ersatz schmeckt, sagte mir eine befreundete Sommelière und Geschäftsführerin einer Vinothek.

Für mich entdeckt habe ich jedoch, dass Mixgetränke wie Hugo, Aperol Spritz & Co. davon profitieren, wenn man sie mit alkoholfreiem Sekt oder Wein auffüllt, da sie dann nicht so schnell zu Kopf steigen, trotzdem schmecken und als Bonus ist man danach auch noch fahrtüchtig.



Fotos: Claudia Stallinger; Pixabay