Vom Wohnzimmer-Verkauf zur eigenen Vinothek
Die ersten Weine von Seppi habe ich im Wohnzimmer der Familie verkostet und die Kisten wurden im „normalen“ Keller und der Garage zusammengepackt. Auch wenn schon seit Generationen in der Familie Seppi Weinbau betrieben wird, so kellert der Winzer Werner Seppi erst seit 2016 einen Teil der Trauben selber ein und vermarktet und verkauft die Weine in Eigenregie, mit Unterstützung der ganzen Familie aus dem Privathaus heraus. Bis dahin war die Ernte an befreundete Weingüter und Winzergenossenschaften geliefert worden. Erst seit dem Frühjahr 2022 werden die Weine in der hauseigenen, neu gebauten Vinothek gleich neben dem Wohnhaus über dem ebenfalls neu gebautem Weinkeller präsentiert und verkauft.
Der biodynamische Anbau
Das WeinGut Seppi bewirtschaftet seine Weinberge seit 2005 nach den biologisch-dynamischen Richtlinien. Diese Arbeitsweise bedeutet sanften Rebschnitt, Bodenbearbeitung und Einsaaten, Einsatz von Tees und biodynamischen Präparaten zur Pflanzenstärkung und selbstverständlich viel Handarbeit. So geht Werner Seppi mit Stirnlampe nachts in den Weinberg und zupft die Schädlinge von seinen Trauben, statt tagsüber mit Insektiziden zu übersprühen. Das Weingut ist EU-Bio-zertifiziert und unterzieht sich regelmäßigen Kontrollen des Demeter-Verbandes.
Die Seppi-Weine: drei Weiße und zwei Rote
Werner Seppi verarbeitet Südtiroler Weißen Burgunder, Gewürztraminer, Sauvignon, Vernatsch und Cabernet Franc zu reinsortigen Weinen. Er setzt auf die Spontangärung mit traubeneigenen Hefen im Holzfass, die Weißweine bleiben danach 8 Monate auf der Feinhefe im großen Holzfass. Auch der Vernatsch für die Kalterer See Auslese wird 8 Monate im Holzfass ausgebaut, nur der Cabernet Franc bleibt 20 Monate im Holzfass und reift danach noch 9 Monate in der Flasche.
Die lateinischen Namen der Lagen im 13. Jahrhundert stehen Pate
„Setaria“, der Name des Weißen Burgunders von Seppi, leitet sich von der Einzellage Panigl ab, die im 13. Jahrhundert erstmals Erwähnung in der Dorfgeschichte von Kaltern findet. Die Namensgebung deutet auf die Verwendung als Hirseacker hin und vermutlich wurde dort Borstenhirse (lateinisch: setaria) angebaut. Der Name ist daher Referenz und Ehrerbietung an die frühere Nutzung. Analog trägt der Gewürztraminer aus der gleichen Einzellage den Namen „Panicum“ (lateinisch für Hirse).
Der Sauvignon „Preyda“ bezieht sich auf seine Einzellage Prey am Fuß des Mendelgebirges, ein vermutlich aus dem Langobardischen stammendes Wort für „verpachtetes Landgut“. Die Kalterer See Auslese „Pelagium“ (lateinisch für „zum See gehörend“) bezeichnet die Vernatsch-Einzellage am Kalterer See und der Cabernet Franc „Lerian“ ist das lateinische Wort für „der Gesunde, der Starke“. Die Seppis verbinden damit auch die Namen ihrer beiden Kinder Lea und Florian.
Setaria – was sonst?
Alle Seppi-Weine sind eine ganz besondere Gaumenfreude und ich gönne sie mir nur zu speziellen Anlässen wie Urlaubs-Sehnsucht, Heimweh nach Südtirol oder einem Abendessen mit engen Freunden. Der Weiße Burgunder findet den Weg in mein Weinglas aber doch etwas öfter als die anderen Seppi-Weine. Das liegt zum einen daran, dass ein Glas Weißburgunder für mich einfach der Inbegriff von unkompliziertem Weingenuss in Südtirol ist. Und zum anderen ist der Setaria einfach ein Verführer: 13,5 % Alkohol, je nach Jahrgang um die 2-2,5 g Restzucker und meist 6,1 g Säure, besticht er in der Nase durch Zitrus- aber auch grüne, kräuterige und nussige Noten. Im Mund ist er saftig, weich und fruchtig, mit leichter Salzigkeit und Mineralik.
Das Viino-Fazit
Beim Bio-WeinGut Seppi verbindet sich das Winzer-Wissen vieler Generationen mit dem tiefen und aufrichtigen Verständnis, dass herausragende Weine, die Freude machen, nur im Einklang mit der Natur gelingen können.