Eine schlimme Nachricht erreicht mich dieser Tage mit der Post vom Weingut. Schon der Briefumschlag lässt mich Schlimmes erahnen: „Erbengemeinschaft Reiner Probst“ steht da aufgedruckt.
Ja, Reiner ist von uns gegangen, viel zu früh. In den letzten 30 Jahren traf ich Reiner und seine Familie öfter, entweder im Weingut am Kaiserstuhl oder wenn er zu uns nach Bayern kam, Wein ausliefern.
Meine Gedanken sind jetzt bei seiner Familie, der ich viel Kraft wünsche, diese schwere Zeit zu meistern.
Im Gedenken an Reiner poste ich meinen Artikel über sein Weingut noch einmal:
(R)Einer ging seinen Weg
Das Weingut
Einer der Wenigen ist der Winzer Reiner Probst. Und das seit 1984, als er mit 20 Jahren – gerade die Ausbildung beendet – den elterlichen Betrieb vom Vater übernahm. Er erweiterte die Anbaufläche sukzessive von anfänglich 3 Ar auf die heutige Größe von 7,5 Hektar. Reiner und seine Familie begrüßen Sie gerne mit einem herzlichen „Salli“, dem ortsüblichen Willkommensgruß. Ob bei einer Kellerführung, einer Weinprobe in der Weinstube, einer Rundfahrt zu seiner Weinberglage am Schlossberg oder einer der vielen kulturellen Veranstaltungen, die Marion Probst in der Weinstube organisiert: Sie werden rundum verwöhnt und lernen viel über Weinbau und den Kaiserstuhl.
Rebsorten-Vielfalt
Neben den Kaiserstühler Klassikern aus der Burgunderfamilie (Weiß-/Grau – und Spätburgunder) hat Reiner seine Flächen am Achkarrer Schlossberg und Castellberg mit überraschenden Rebsorten bestückt: Roter Muskateller, Gewürztraminer und Syrah fühlen sich in diesem mediterranen Klima sehr wohl und werden unter Reiners Hand zu wahren Genussschätzen.
Außer dem Roten Muskateller werden alle Weine konsequent trocken ausgebaut, zu meinem Bedauern auch der Gewürztraminer, der unbenommen auch in der staubtrockenen Variante ein unvergleichliches Geschmackserlebnis bietet, ich wäre echt neugierig, welch geschmackliche Wucht ein mit etwas mehr Restzucker ausgebauter Gewürztraminer aus dieser Lage entwickeln könnte. Das nahe Elsass lässt grüßen. Aber so ist Reiner eben, ehrlich, bodenständig, kompromisslos, vielleicht auch a bisserl stur.
Sein eigener Weg
Im Telefoninterview erläuterte mir Reiner, warum er die immer stärker in Mode gekommene Verwendung von Aromahefen im Keller nicht mitmache: Aromahefen verleihen den einzelnen Rebsorten eine immer gleiche Stilistik und verdrängen den gebietstypischen „Terroir-Geschmack“ aus den Weinen. Am Ende sind ein deutscher Grauburgunder und ein italienischer Pinot Grigio beliebig austauschbar.
Diese schleichende Entwicklung wird, seinen Angaben nach, durch das deutsche Qualitätsweinsystem mit seiner Anforderung an „sortentypischen“ anstelle „gebietstypischen“ Geschmack zusätzlich befördert.
Es wundert also nicht, dass Reiner und eine Vielzahl anderer Winzerkollegen ihre Weine nicht mehr zur Qualitätsweinprüfung anstellen, mit der Konsequenz, ihre Weine als Landweine auszeichnen zu müssen. Mehr Information: www.landweinmarkt-baden.de
Zu den Weinen
Die Burgundersorten werden je nach Lage und Traubenqualität als „Lagenwein“ (entspricht einem Qualitätswein), „Lagenwein frühgelesen“ (entspricht der Qualitätslinie Kabinett) oder als Editionswein ausgebaut.
Die Editionsweine „spätgelesen“ oder „auserlesen“ sind Reiners Flaggschiffe: Benannt nach seinen Kindern PIA (Weißburgunder), PAUL (Grauburgunder) und PIUS (Spätburgunder) versprechen diese Weine höchsten Kaiserstühler Trinkgenuss. Mit dem RP1, einem staubtrocken (Restzucker 1,0 g/l) ausgebauten Spätburgunder vom Achkarrer Schlossberg setzt er sich sein eigenes Denkmal. Leider kosten Denkmäler viel Geld: Empfohlen für absolute Feier- und Festtage.
Das Viino-Fazit:
Besuchen Sie den Kaiserstuhl, besuchen Sie Achkarren und besuchen Sie auf jeden Fall das Weingut Reiner Probst. Nehmen Sie sich ein paar Tage Zeit und lernen den Kaiserstuhl, seine Bewohner und Reiner kennen. Genuss ohne Reue (Hangover ausgenommen). Garantiert.
Schöner Artikel! Macht Lust auf einen Besuch 🙂